Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg Von Brüssel nach Lübeck: Lilly Schaack wird Pastorin in St. Petri

Von Brüssel nach Lübeck: Lilly Schaack ist neue Pastorin in St. Petri. Copyright: Bastian Modrow

Lübeck. Die Kunst- und Kulturkirche St. Petri zu Lübeck bekommt eine neue Pastorin: Lilly Schaack wird zum 1. Mai 2024 offiziell ihr neues Amt antreten. „Ich freue mich auf eine spannende und kreative Aufgabe in einer Kirche, die viel Raum zum Experimentieren bietet“, sagt die 31-Jährige, die kürzlich im Lübecker Dom durch Bischöfin Kirsten Fehrs ordiniert wurde.

„Darf ich vorstellen: Das ist unsere neue Kollegin Frau Schaack.“ Pastor Bernd Schwarze gibt es dieser Tage nur im Doppelpack. „Ich selbst werde in drei Jahren in den Ruhestand gehen. Da ist es wichtig, rechtzeitig schon einmal eine Art Bestandsanalyse zu machen – und der unvoreingenommene Blickwinkel der jungen Kollegin ist da sehr wertvoll.“ sagt der Seelsorger. Was soll bewahrt, was könnte fortan anders werden? Welche neuen Akzente kann die Kunst- und Kulturkirche in Zukunft setzen? „Nichts ist in Stein gemeißelt“, sagt Schwarze und freut sich auf einen kreativen Prozess mit Lilly Schaack.

Mit Glauben und Kirche aufgewachsen

Lilly Schaack ist Pastorenkind, aufgewachsen in Nordfriesland. „Ich bin mit Glauben und Kirche aufgewachsen und beides waren immer Ressourcen für mich“, sagt sie. Gleichzeitig war sie schon früh mit Vorurteilen konfrontiert: „So mancher dachte, als Pastorentochter höre ich den ganzen Tag Orgelmusik und bete. Das hat mich geärgert. Auch wenn Menschen pauschal abfällig über Kirche sprachen, hat mich das frustriert, denn ich wusste ja, wieviel Mühe und Herzblut Pastorinnen und Pastoren in ihre Arbeit stecken.“ Selbst Pastorin zu werden, war daher zunächst keine Option für Lilly Schaack. 

Auslandsvikariat in Belgien

Nach einem Freiwilligendienst in Frankreich entschied Lilly Schaack, Lehrerin werden zu wollen und studierte in Kiel Englisch und Religion. Aber: „Ich konnte mir irgendwann nicht mehr vorstellen, die nächsten 40 Jahre nur zu unterrichten.“ Doch die wissenschaftliche Theologie faszinierte sie – besonders Systematische und Praktische Theologie. „So sattelte ich nach dem Bachelor in Kiel und einem Studienaufenthalt an der University of Durham auf ein Vollstudium der Theologie an der Humboldt-Universität zu Berlin um“, berichtet die 31-Jährige. Lilly Schaack spricht von einer spannenden Zeit in der Hauptstadt: „Wichtige Themen waren in dieser Zeit für mich beispielsweise die Frage nach dem Verhältnis von Politik, Gesellschaft und Religion, nach Repräsentierung von Minderheiten in der Kirche und der Rolle und den Herausforderungen von Kirche und Christentum in einer säkularen Gesellschaft.“

2021 legte sie ihr Examen ab, startete im Hamburger Stadtteil Blankenese ins Vikariat. Eine lehrreiche Zeit, bilanziert Lilly Schaack. „Natürlich war es ein gravierender Unterschied – Kirche, wie ich sie aus Nordfriesland kannte, und Kirche in einer Metropolgemeinde.“ Aber was Stadt und Land eint: „Man kann Menschen unglaublich viel geben – in Form von Ritualen, von Zeiten und Orten, die man mit ihnen gestaltet.“  Es folgte ein einjähriges Auslandsvikariat in Belgien. Dort war Lilly Schaack jeweils mit einer halben Stelle in der deutschen Auslandsgemeinde und im Europa-Büro der EKD in Brüssel tätig – „ein wichtiges Jahr für mich. Ich würde sogar sagen, erst jetzt fühle ich mich bereit für den Pfarrdienst.“ Die Menschen hätten unglaublich viel Energie gehabt, mit angepackt. Die Lebendigkeit der Gemeinde, sagt sie, habe sie nachhaltig beeindruckt. 

Blasen und Echokammern überwinden

Auch die politische Arbeit der EKD in Brüssel habe ihr gezeigt, dass die Kirche eine wichtige gesellschaftliche Rolle habe – gerade und umso mehr in Zeiten wachsender Polarisierung. „Das Bedürfnis der Menschen nach Trost, Geborgenheit, Hoffnung ist groß, wir müssen nur andere Wege finden, wie wir die Menschen ansprechen können. Meine Hoffnung ist zudem, dass Kirche wieder als Ort erkannt wird, in dem Blasen und Echokammern überwunden werden können, wo ehrlicher, respektvoller Diskurs stattfinden kann.“

“Baff, wie schön Lübeck ist”

Auf ihre neue Pfarrstelle in St. Petri zu Lübeck freut sie sich. „Sehr sogar, weil sich hier ein tolles Experimentierfeld bietet, diesen leeren, aber gleichermaßen eindrucksvollen Kirchenraum mit Leben, Aktionen füllen zu können.“ Sie habe sich immer gewünscht, in einer Universitätsstadt arbeiten zu dürfen, betont sie. Auf die Zusammenarbeit mit Pastor Bernd Schwarze sei sie gespannt: „Wir sind unterschiedliche Typen. Ich bin sicher, dass daraus spannende Projekte und Ideen erwachsen werden.“ Und Lübeck als Stadt hat Lilly Schaack bereits überzeugt. „Ich bin - ehrlich gesagt - baff, wie schön es hier ist. Ich freue mich, hier leben und arbeiten zu dürfen.“